Sehr geehrter Herr Präsident,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
schauen wir zunächst mal auf die tatsächliche Situation in den Fußballliegen. In der ersten Fußballbundesliga haben wir bei den Herren RB Leipzig und bei den Damen Turbine Potsdam. In der zweiten Liga haben wir bei den Herren FC Erzgebirge Aue und bei den Damen Liga Nord Turbine Potsdam II, Carl Zeiss Jena und Rasenballsport Leipzig. Wir sehen also die Damen sind da schon sehr erfolgreich.
Über die dritte Liga wurde ja bereits gesprochen und sehen Sie es mir als Dresdner und Fußballfreund nach, dass wir darüber lieber schweigen. Republikweit sind Ostdeutsche Fußball Clubs unterrepräsentiert – Woran liegt das? Sich nur zu beschweren, dass der Osten immer benachteiligt wird ist sicher zu einfach. Ein Blick in die Geschichte lohnt.
Der Fußball war im Osten anders aufgestellt als im Westen. Es gab den gezielten staatlichen Aufbau von Schwerpunktclubs ab 1964. Es gab eine Leistungskonzentration in 10 Klubs und Spielertransfers in diese Schwerpunktclubs. Aber es gab keine internationalen Transfers. Die Mannschaften waren im besten Sinne Lokalmannschaften.
Für sich gesehen war der ostdeutsche Fußball auch sehr erfolgreich. Bei Olympia 1972 in München holte die DDR Bronze, vier Jahre später in Montreal Gold. 1974 gewann der 1. FC Magdeburg den Europapokal der Pokalsieger im Finale gegen Mailand – der einzige internationale Titel für eine Klubmannschaft aus der DDR. 1989 Dynamo Dresden stand im Halbfinale des UEFA-Pokals gegen den VfB Stuttgart.
Warum konnte dieser Erfolg nicht über 1989/90 gerettet werden? Die Fußballclubs im Westen wurden schon 40 Jahre eher kommerzialisiert. Die westlichen Fußballvereine sind und waren vor allem auch Wirtschaftsunternehmen. Die Managementstrukturen hatten viele Jahre Zeit sich zu entwickeln.
Das kann man generell kritisieren. Die Ausrichtung auf gnadenlosen Kommerz macht sich ja in vielen Lebensbereichen unserer Gesellschaft breit, die Logik des Kapitals greift eben auch bei diesen Fußballunternehmen.
Nach der Wende mussten DDR-Vereine mussten erst einmal umdenken. Das Know-How musste erst einmal erworben werden. Sicher haben sich Vereine auch durch falsche Berater blenden lassen. Viele gute Spieler wechselte zu westdeutschen Vereinen: Matthias Sammer, Andreas Thom, Michael Ballack. Auf der anderen Seite gab es wenig was westdeutsche Profis in den Osten gelockt hätte.
Aber eine zentrale Rolle spielt, dass der Osten generell strukturschwächer ist. Große Unternehmen, die sich das Sponsoring eines Fußballclubs (RB Leipzig) leisten können, siedeln sich nicht einfach so an, die Unternehmen die wir haben können sich teures Sponsoring entweder nicht leisten, oder sie tun es nicht.
Was ist zu tun? Der Aufstieg in die 1 und 2. Bundesliga ist schwer. Erst ab der 2. Bundesliga lohnt sich Fußball so richtig. Erst da gibt es Förderung durch die DFL. Erst da gib es Medienerlöse. Es braucht Sponsoren und bessere Nachwuchsförderung. Es ist sehr Schade, dass der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die Zuschüsse für die U19- und U17-Teams in den Regionalligen gestrichen hat. Clubs brauchen auch wieder die Einnahmen von den Zuschauern, natürlich mit passenden Hygienekonzepten. Die Corona Pandemie hat die Krise kleiner Clubs noch verstärkt.
Tatsache ist, dass der Ost-Fußball nicht die Strukturen hat, für deren Aufbau der Westen 40 Jahre mehr Zeit hatte. Aber deswegen jammern? Ich möchte mal den heutigen SZ „Von wegen Jammer Ossis“ hervorheben.
Für 70 Prozent der Ostdeutschen habe sich Hoffnungen seit 1989 erfüllt, 90 Prozent der Einwohner Sachsens sind stolz auf das in den letzten 30 Jahren erreichte, das soll nicht die Probleme kleinreden die es auch im Osten gibt, aber weltweit gibt es Probleme, schauen wir auf Moria in Griechenland – da haben die Menschen ganz andere Probleme.
Der Schlüsselsatz in diesem Artikel ist: „Wenn die Ostdeutschen ihr Leben heute mit den früheren Zuständen in der DDR vergleichen, entwerfen sie ein positives Bild, vergleichen sie sich mit den Westdeutschen, fangen sie an zu klagen.“
Also ist die Frage ist, was man damit macht: sich in Verbitterung gefallen – oder mit Leidenschaft und Power etwas Neues schaffen – ich bin für letzteres – Sport frei!
https://www.landtag.sachsen.de/de/aktuelles/videoarchiv/sitzung/1442/3/39513?page=1