Der Semperopernball hat sich in den letzten Jahren als ein Höhepunkt des gesellschaftlichen Lebens in Dresden etabliert. Viele Einwohner und Gäste lieben den Ball und freuen sich auf Tanz und Prominenz.
Sein Gründer Hans-Joachim Frey hat unzweifelhaft einige Verdienste in Dresdens Kulturlandschaft. Neben dem Semperopernball hat er beispielsweise auch den wichtigen internationalen Gesangswettbewerb „Cometizione dell’opera“ zur Nachwuchsförderung etabliert.
Doch die diesjährige Ordensverleihung an den ägyptischen Staatschef Abd al-Fattah as-Sisi ist solch ein unrühmlicher Höhepunkt der ohnehin oft umstrittenen Preisträger des sogenannten „St. Georgs Ordens“, dass nur der Rücktritt Hans-Joachim Freys den Semperopernball – und damit auch die Semperoper und Sachsens Kulturlandschaft – vor einem nachhaltig schlechten Ruf bewahren kann.
Nicht der Semperopernball selbst ist ins Kreuzfeuer geraten, sondern das Agieren von Hans-Joachim Frey, dem Vorsitzenden des Semper Opernball e.V., der die Auswahl der Preisträger und die Verleihung des St. Georgs Orden eng mit dem Ball verknüpft hat. Verliehen wird der Orden vom Semper Opernball e. V. an Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Sport und Gesellschaft, die sich um „Deutschland, die neuen Bundesländer und Sachsen“ verdient gemacht haben. Schon frühere Preisvergaben wie die an Wladimir Putin im Jahr 2010 stießen auf breites Unverständnis. Durch die Verleihung des Preises an Abd al-Fattah as-Sisi, unter dessen Herrschaft in Ägypten beispielsweise die Zahl der Hinrichtungen drastisch gestiegen ist, rückt Hans-Joachim Frey den Ball und die Stadt Dresden ein weiteres Mal in ein zweifelhaftes Licht.
Hans-Joachim Frey nutzt den Ruf der Kulturstadt Dresden und der Semperoper, um über die Preisverleihung Geschäftsbeziehungen mit autoritären Regimen anzubahnen. Das
Auswahlverfahren, in dem die Ordenspreisträger festgelegt werden, wird von Freys Semper Opernball e. V. bewusst intransparent gehalten. Freys späte, lauwarm vorgetragene Entschuldigung zeigt, dass er entweder die politische Dimension seines Vorgehens nicht versteht oder sie ihm egal ist. Beides ist nicht akzeptabel.
Die Hasskommentare gegen die kurzfristig eingesprungene Ersatzmoderatorin Mareile
Höppner sind entschieden abzulehnen. Sie zeigen aber umso mehr, in welche Schieflage der Ball bereits jetzt gekommen ist. Retten ließe sich sein Renommee nur mit einem Rücktritt des künstlerischen Gesamtleiters, Semperopernball-Vereinsvorsitzenden und St. Georgs Ordensverleihers Hans-Joachim Frey.